creative facilitation german
creative facilitation - im Wesentlichen beschreibt der Begriff eher eine bestimmte Haltung als eine spezifische Methode. Aus dieser Perspektive geht es vielmehr um die Art und Weise, WIE wir das tun, was wir anstreben.
Unsere künstlerische Arbeit in Ensembles, die Vermittlung in Gruppen und unser Verständnis von Kultureller Bildung basiert grundlegend auf den Leitlinien des Faciltation Konzepts.
Dieser Ausgangspunkt führt zu einer wesentlich komplexeren pädagogischen Anforderung und notwendigen Rollenklärung der verantwortlichen temporären oder kontinuierlichen "Gruppenleitung". Ein herkömliches Handbuch der Methodik für die praktische Arbeit mit Gruppen kann nie mehr als eine Anregung für das Lernen und Benutzen von "Werkzeugen" darstellen. creative facilitation fragt bewusst nach nach dem Motiv und prüft die Methode hinsichtlich der Zielsetzung. Nur die bewusste Haltung und daraus resultierende Entscheidungskompetenz in der Nutzung bestimmter Methoden als Werkzeug gibt Auskunft über WARUM wir bestimmte Ziele auf bestimmte Art und Weise erreichen wollen und andere Zugangsweisen begründet ablehnen. Es geht letztlich um die entscheidende Frage in gemeinschaftlichen Prozessen:
Wie wollen wir leben? Und wie finden wir Methoden, die uns helfen, Ziele zu erreichen, die in der Herangehensweise nicht unseren Überzeugungen, unserem Menschenbild und demokratischen Vorstellungen widersprechen. Dies mag in unserer sogenannten westlich-aufgeklärten Perspective "banal" erscheinen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch oft auch ein sehr ein konträres Bild als Ergebnis unserer Bemühungen für das Erreichen der gestzten Ziele. Es ist nicht banal.
Es geht um die Entwicklung von "Haltungen" von einem gemeinsamen "Milieu", welches in einem komplexen und auch immer wieder (notwendig) instabilen und dadurch aber lebendigen System eine dennoch sichere Balance im Verhältnis Individuum-Gruppe-Umwelt schafft. Dazu gehören notwendigerweise "Fehler" und Dissonanzen", die jedoch mittels Reflextion und sich entwickelnder Wahrnehmung leichter konstruktiv im Prozess verorten und handhabbar machen lassen. Es führt zu einer Haltung, die als Entwicklung grundsätzlich als kreativen Prozess versteht.
Diese Beschreibung sagt aber gar nichts über bestimmte Werte oder unseren moralischen Kompass aus. Es versucht lediglich einen Prozess zu beschreiben. In welchem Wertesystem dieser geschieht liegt in der Hand der jeweilgen Gruppe und Gesellschaft. An anderer Stelle wird es notwendig sein zu verstehen, dass das die Begrifflichkeit "Kreativität" kein Werte-Urteil darstellt. Kreativität kennzeichnet aus subjektiver Perspektive Entwicklung als konkretes Ergebnis oder/und als Weg zu einem konkreten Ergebnis. Diese "Kennzeichnung" sagt aber noch nichts darüber aus, ob wir das gekennzeichnete Ergebnis oder den Weg als "gut" oder "schlecht" bzw. "falsch" oder "richtig" bewerten. Die Erfindung der Atombombe findet bis heute Befürorter als auch Gegner. Die Entwicklung der Atombombe ist ein kreativer Akt menschlicher Gestaltungskraft. Aber wollen "wir" als Gesellschaft so eine Entwicklung?
Als Künstler*innen steht uns als Ergebnis der künstlerischen Biografie ein bestimmter Methodenkoffer zur Verfügung. Auch möglicherweise eine partiell berufsspezifische Haltung gegenüber Entwicklungsprozessen und Forschung. In der verantwortlichen Begegnung und im Dialog mit Gruppen benötige ich allerdings noch weitere Werkzeuge. Doch zunächst muss ich mich Fragen, welchen Auftrag ich mir gebe. DAraus ergibt sich meine spezifische Rolle, die sich in einer spezifischen Haltung widerspiegelt und von mir begründen lässt. Daran messe ich in einem dialogischen Prozess von Erfolg und Scheitern mit der Gruppe den gemeinsamen Weg mit der permanenten Erlaubnis einer "Kurskorrektur".
Dies ist eine kurze Beschreibung, was sich hinter "creative facilitation" verbirgt. Die nachfolgende Beschreibung erläutert einige spezifischen Details.
Creative Facilitation – Achtung der Gruppe als Lernsubjekt: Das Konzept des Creative Facilitation als pädagogische Haltung betrachtet die Gruppe als Lernsubjekt und fördert – bei didaktischer Zurückhaltung – individuelle Entwicklungsprozesse der Beteiligten im Sinne des „eingreifenden Lehrens“ und der intersubjektiven Bedeutung der sprachlichen Dimension als zur Sprache gebrachte Erfahrung.1
Perspektive 1: Räumliche Komposition
"Bei Facilitation geht es darum, andere zu befähigen. Es geht darum, die Kontrolle über das Ergebnis eines Prozesses loszulassen und diese Verantwortung an die Gruppe abzugeben." Clarke 2004: 66
- den anderen zuhören
- präzise zu kommunizieren
- Überprüfung des Verständnisses,
- Zusammenfassen und Zusammenführen verschiedener Ideen
- kreativ denken und handeln
- Umgang mit den Gefühlen der Menschen
- Ermutigung zu Humor und Respekt
- gut vorbereitet sein und gleichzeitig flexibel bleiben
- sich an die Zeit halten, ohne von ihr getrieben zu werden".
Circle und Kommunikation
Vermittlung durch konstruktive Kommunikation – der Kreis als Ort der Kommunikation und Reflexion ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit und vermittelt Gleichwertigkeit. Zur Unterstützung einer klaren und präzisen Sprache werden Bewertungen vermieden bzw. subjektiviert. Positive Formulierungen wie: ich habe wahrgenommen; ich habe mich … gefühlt, als … etc. sowie die Vermeidung verallgemeinernder Formulierungen (man/du/wir) für eine konstruktive und achtsame Gruppenatmosphäre. Das Circle-Concept (Clarke s.o.)
[...] ist ein nicht-hierarchisches 'Klassen'-Modell, in dem die Teilnehmer generative Themen diskutieren können, die in ihrem Lebenskontext von Bedeutung sind. Es geht darum, einen demokratischen Raum zu schaffen, in dem die Stimme jedes Einzelnen gleiches Gewicht hat. Die dafür erforderlichen Bedingungen müssen aktiv geschaffen werden, da sie nicht oft von Natur aus gegeben sind. Dies kann bedeuten, dass kulturelle, geschlechtsspezifische und andere statusbezogene Machtbeziehungen und Schichtungen in Frage gestellt werden.
Forschungsblick – Trennung von "objektiv-deskriptiven Beschreibungen des Geschehens" (z.B.: Ich sah eine Person, die den Raum diagonal durchquerte, Ausrichtung der Darsteller, Abstand zwischen den einzelnen Darstellern, Gruppenkonstellation im Raum.) von subjektiven Wahrnehmungen (z.B.: Ich spürte, wie der Raum größer wurde, als die Personen den Raum durchquerten, ich spürte Traurigkeit durch den Ausdruck von ...) durch einen bewussten Sprachgebrauch. Wertungen im Sinne von "gut oder schlecht" sollten vermieden werden. Beispiele für Perspektiven und Ebenen der Beobachtung:
Perspektive 1: Räumliche Komposition
Perspektive 2: Körper, Geste, Bewegung
Perspektive 3: Stimme, Sprache, thematische Motive
Perspektive 4: Was berührt mich als Zuschauer?
Perspektive 5: Offener Fokus: „In welchen Momenten ist meine Aufmerksamkeit groß?“
Perspektive 6: Wie könnte eine stärkere Wirkung erzielt werden?